Textbeitrag in: Dont´t Fuck Up. Schwabinggrad Ballett & Arrivati. ///
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Ungefragt im öffentlichen Raum.
Die Straße ist zwar Ort der Aufführung, aber nicht Bühne, sondern politischer Raum. Dieser Raum ist in kontinuierlicher Bewegung, er ist nicht (vor-)gegeben, sondern muss immer wieder neu herausgefordert, gefordert, neu hergestellt werden. Contested space nannte Neil Smith* diese umkämpften urbanen Bedingungen, die durch neoliberale Stadtpolitik maßlos vorangetrieben wurden. Contested space (wie in European Song Contest?) meint aber vorallem die umkämpften Räume der Stadt des von Profit getriebenen, ungleichen Wettbewerbs.

Zu Beginn der 2000er-Jahre wird der öffentliche Raum zur »Piazza« – eine ideologische Erfindung von Immobilienmaklern und Stadtplanern – und damit die ganze Stadt zur Ware – bestenfalls mit Straßenmusik und Pop-/Polit-/Subkultur. Das Manifest »Not In Our Name, Marke Hamburg!« (Erstveröffentlichung am 29. 10. 2009), an dem Musiker:innen des Schwabbinggrad Ballett maßgeblich beteiligt waren, war ein Versuch, sich gegen die Vereinnahmung durch die Stadt und ihre Tourismusabteilungen zu wehren.
Die Stadt ist Spektakel und gleichzeitig die Fabrik, obendrein wird sie selbst zum Aufführungsort, also doch zu einer Bühne, Teil des Theaters mit all den un- sichtbaren Ebenen wie dem Schnürboden, wo viele »Fäden« zusammenlaufen und Licht gesetzt wird, mit der Intendanz, einem festgelegten Programm, mit Förderungen und einem Publikum, darunter Kritiker:innen, die Presse – Top oder Flop auf der Bühne.
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AUSZUG aus “Avant le teatre – First years of Schwabinggrad Ballet // Textbeitrag in: „Dont´t Fuck Up. Schwabinggrad Ballett & Arrivati“. Berlin: August Verlag 2025, S. 59-60
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